Dass die Hamburger Band „We don’t suck, we blow!“ im Lauf eines Jahrzehnts ein besonderes augenzwinkerndes Understatement entwickelt hat, wird auf „Chimneys“ – ihrem dritte Studioalbum – schon nach wenigen Takten überdeutlich. Momente von Jazzrock, Fusion, Metal, Cool Jazz, Exotica, Hip- und TripHop sowie Lounge Pop fließen hier in wenigen Augenblicken osmotisch ineinander. Man könnte jede Menge zusätzlicher Stilbegriffe hinzufügen, doch alles Definierbare wird von der Band selbst nach einigen Momenten schon wieder ad absurdum geführt. Doch geht es hier nicht um krasse Brüche, sondern um ein Miteinander, das auf gegenseitigem Zuhören und der Akzeptanz des großen Ganzen beruht. Dem Sextett gelingt es dabei, ein Höchstmaß an kollektiver Identität an den Tag zu legen.
Alle eint der Wille den gemeinsamen wie individuellen Horizont permanent zu erweitern. Diese gebündelte Neugier springt aus jedem einzelnen Ton heraus. Melodien, Grooves, Sounds, harmonische Texturen lösen einander in raschem Wechsel ab, durchdringen einander, ziehen sich gegenseitig den Boden unter den spielerischen Füßen weg oder fahren miteinander Karussell.
Diese Musik funktioniert nur deshalb so stimmig, weil sie so divers ist. Aus der diskursiven Offenheit aller sechs Bandmitglieder und ihrer jeweiligen persönlichen Beiträge erwächst ein stabiles Sechseck, dass offen für weitere Einflüsse ist.
„We don’t suck, we blow!“ finden mit „Chimneys“ zum faszinierenden Einklang eines weiten Horizonts von Einflüssen, Traditionen, Spiel- und Hörweisen, den man in dieser Konsequenz sonst selten hört.
- Wolf Kampmann